Bist du in Star Citizen auf Ärger aus? Dann musst du Jump Town aufsuchen. Aber Dogfights und Feuergefechte sind aktuell nicht die wahre Stärke des Weltraumspiels.
Wisst ihr noch, wie das früher war, wenn ein neues MMO startete? Wer besonders frühen Zugang hatte oder eine Beta-Version spielen durfte, klagte gern über zu wenige Mitspieler.
Am Tag der Veröffentlichung schlug dieses Problem ins Gegenteil um: Die Startergebiete waren derartig voll, dass es manchmal Stunden dauerte, die üblichen Hol-und-Bring-Quests zu erledigen. Hunderte Spieler warteten auf engstem Raum mit zitterndem Finger am Skill-Shortcut auf den nächsten Kobold-/Hasen-/Ratten- oder Was-Auch-Immer-Spawn. ___STEADY_PAYWALL___
Irgendwo im Nirgendwo
Star Citizen hat dieses Problem derzeit nicht – und das finde ich großartig. Auf Port Olisar oder in Lorville laufen zwar jede Menge (kaputter!) NPCs herum und wir teilen uns das Universum mit 49 anderen Spielern. Auf die viele Millionen Quadratkilometer große Welt gesehen ist das aber nicht mehr als das berühmte Sandkorn am Strand.
Wer Action mit oder gegen Spieler sucht, der besucht soziale Brennpunkte wie Jump Town oder Kareah. Aber selbst hier kann es zu einer Geduldsprobe werden, bis uns endlich mal jemand vor die Schiffsflinten trudelt. Es sollen schon Piraten in ihren Raumschiffen ganz unerwartet vor Langeweile verstorben sein.
Derweil genieße ich die unendlichen Weiten des Alls an Orten, wo niemand ist. Es gibt wenige Spiele, die so meditativ wirken wie Star Citizen, wenn ich etwa in meiner Arrow Weltraum-Panoramen abfliege oder mit der Prospector nach Miningspots suche.
Wenn auf Aberdeen die Sonne untergeht, der Wind heult, die diffusen Sichtverhältnisse eine leichte Gruselatmosphäre verbreiten und der wunderbare Soundtrack die Stimmung perfekt einfängt, bin ich froh, dass mich niemand stört. Kein NPC geht mir auf die Nüsse und erst recht kein Spieler, von dem ich sowieso nie so richtig weiß, ob er nicht vielleicht trigger-happy ist.
Irgendwo auf Hurston zu landen und einfach die Umgebung zu genießen ist ebenfalls eine herrlich friedliche Sache. Derzeit stört mich kein Getier, kein Krabbelvieh, kein Monster und kein verdammter, verirrter Vanduul. Ich kann stundenlang über den Planeten fliegen, ohne das mir langweilig wird (beim Lesen dieser Zeile gaben reihenweise Piraten den Löffel ab – Ruhet in Frieden!). Der Weg ist das Ziel und beides bringt mir nach einem anstrengenden Arbeitstag Entspannung.
Die Ruhe vor dem Sturm
Das wird natürlich nicht so bleiben. Künftig werden NPCs mit Transportern herumfliegen, Sicherheitskräfte patrouillieren und Spieler auf der Suche nach Missionszielen, Gesteinsbrocken und Streit jede noch so ruhige Ecke mit Thrusterlärm und Gewehrfeuer beschallen. Scanner werden im Sekundentakt den leeren Raum auf der Suche nach Jump Points, Wracks und Zielscheiben durchpingen.
Und wenn man grade glaubt, ein supercooles, supergeheimes Tal auf einem abgelegenen Mond gefunden zu haben, werden die Chancen nicht schlecht stehen, dass da gerade ein Citizen mit seiner Pioneer parkt und Geschütztürme aufstellt.
Obwohl es durch die massive Größe des geplanten Universums (immerhin soll es irgendwann 100 komplette Systeme geben, jedes mit mehreren Planeten, Monden, Stationen, Asteroidengürteln und Jump Points) natürlich weiterhin ruhige Orte zu entdecken geben wird, so ist das, was wir gerade erleben, einzigartig.
Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Es ist die Möglichkeit, ein Universum in Frieden wachsen zu sehen. So ruhig, so entspannt wird Star Citizen nicht lange sein. Deshalb genießt es, solange ihr noch könnt.