Deadlock erfindet das MOBA-Genre zwar nicht neu, bietet aber interessante Neuerungen wie größere Teams und vier Lanes. Mein Hands-on-Bericht verrät mehr.
Nach meiner Teilnahme am Playtest von Valves neuem Third-Person-MOBA-Versuch ist eines klar: Deadlock erfindet das Rad zwar nicht neu, bietet aber im Vergleich zur Genre-Konkurrenz um Smite und Predecessor einige interessante Neuerungen. Welche das sind, verrate ich euch in diesem Hands-on.
Gelungener Einstieg in Deadlock dank Tutorial
Das Tutorial von Deadlock holt mich sofort ab und führt auch MOBA-Neulinge behutsam an die Spielmechaniken heran. Der „Learn to Play“-Bereich gliedert sich in drei Elemente: Zuerst lese ich mich in die Grundprinzipien des Spiels ein, dann wähle ich einen Helden und lerne die Steuerung. Schließlich trete ich mit einer K.I. gegen zwei Bots auf der Lane an und erfahre, wie ich meine Seelen verdiene.
Was macht Deadlock nun anders als die Konkurrenz? Mit 5v5-Partien, drei Lanes und einem Dschungel haben Dota und League of Legends das Genre-Fundament gelegt. Valve geht einen anderen Weg und erhöht die Teamgröße auf sechs Spieler:innen in vier Bahnen. Einen Dschungel gibt es zwar, aber feste Rollen werden nicht zugeteilt.
Daraus ergibt sich eine Aufteilung von 1-2-2-1, wobei zufällig ist, welche Lane als Solo- oder Duo-Lane fungiert. Ich muss aber keine Angst haben, alleine gegen größere Teams antreten zu müssen. Zu Beginn erkennt das System optimal, ob ich mit Freunden zusammen spiele und versucht, uns auf dieselbe Lane zu bringen.
Abwechslung durch vielfältige Helden
Valve bietet eine Auswahl von 21 Held:innen mit einzigartigen Fähigkeiten, jedoch ohne Klassifizierung wie Tank, Schaden oder Unterstützer. Als erfahrener MOBA-Spieler erkenne ich zwar schnell anhand der Fertigkeiten, wie und wo der gewählte Charakter am besten eingesetzt werden kann, für Anfänger:innen ist das aber ohne Unterteilung schwieriger.
Ein Punkt, den ich sehr schätze, ist die Vielfältigkeit der Figuren. Durch Items beeinflusse ich den Spielstil meines Charakters und lege so seine Rolle im Team fest. Die Gargoyle Ivy ist ein anschauliches Beispiel.
Ihre Fähigkeiten sprechen für eine klassische Unterstützer-Rolle. Mit der richtigen Ausrüstung schlummert in ihr aber das Potenzial, als starker Tank an vorderster Front zu stehen, um mit ihrer schlüpfrigen Spielweise gegnerische Abklingzeiten zu provozieren oder als schnell feuernde Glaskanone die Gegner schmelzen zu lassen.
Das ist vermutlich ein Grund, warum Valve auf die Unterteilung verzichtet und es den Spieler:innen ermöglicht, die Held:innen ganz nach eigenen Vorstellungen zu spielen.
Strategische Tiefe durch Seelenstehlen
Das Spielprinzip selbst ähnelt anderen MOBAs. Ich sammle so viele Seelen wie möglich, kaufe Items, um stärker zu werden, zerstöre gegnerische Strukturen, damit letztlich die Basis des Gegners fällt. Jedoch gibt es hier ein ungewöhnliches Feature, das die Strategie beeinflusst: Lande ich den letzten Treffer auf einen gegnerischen Vasallen, erscheint eine Seelenkugel.
Diese schieße ich an, um mir das Einkommen zu sichern – oder mein Gegner ist schneller und stiehlt sie mir. Das stellt mich vor die Wahl: Setze ich den Gegner mit Feuersalven unter Druck, verpasse den gegnerischen Vasallen den Gnadenstoß und sichere so Seelen oder mache ich meinem Gegenüber seine Seelen streitig?
Die Items in Deadlock bieten viel Freiraum
Habe ich ausreichend Seelen gesammelt, kehre ich zur Basis zurück, um Gegenstände zu kaufen oder begebe mich zu einem der Läden auf der Karte, die nur unter bestimmten Bedingungen geöffnet sind. Direkt an meiner Lane befindet sich ein Shop, den mein Team nur betreten kann, solange der eigene Wächter (die erste von drei Strukturen) noch steht.
Das Kaufmenü wirkt sehr unübersichtlich, da es für drei verschiedene Statuswerte insgesamt 117 Items gibt. Einige davon benötige ich als Komponenten für höherwertige Gegenstände. Eine Besonderheit ist, dass alle Spieler:innen eigene Item-Builds erstellen und veröffentlichen können, auf die andere dann zugreifen können.
Erstelle ich selbst einen Build, lege ich optional sogar die Reihenfolge fürs Aufbessern der Fertigkeiten per Levelaufstieg fest. Die Standardbelegung der Fähigkeiten und Items mit 1,2,3,4 und Y, X, C, V ist zwar gewöhnungsbedürftig, geht aber nach ein paar Runden in Fleisch und Blut über. Valve erlaubt es mir, die Belegung in den Einstellungen individuell anzupassen.
Schreine, Statuen und Schutzengel
Sobald mein Team die Oberhand gewinnt und vor der gegnerischen Basis steht, erwartet uns ein riesiger Patron, den wir erledigen müssen. Bevor wir die Statue in ihre Einzelteile zerlegen, gilt es noch, links und rechts davon jeweils einen Schrein zu zerstören. Sinkt die Lebensleiste des Schutzengels gen Null, verwandelt er sich und verschwindet in die dahinter liegende Grube.
Dort ist er nur noch eine große Kugel, die wir ebenfalls zu Strecke bringen müssen. Aufgrund der enormen Resistenzen empfehle ich, die eigenen Vasallen mitzunehmen, da diese die Resistenzen senken. Das Spiel endet mit dem finalen Schuss auf den Patron und wir haben die Partie gewonnen.
Mein Fazit zu Deadlock
Insgesamt finde ich Deadlock sehr gelungen und bin überrascht, wie flüssig es sich schon im frühen Playtest anfühlt. Die vielseitig einsetzbaren Charaktere ermöglichen eine Menge unterschiedlicher Item-Builds. Auch die Neuerungen mit dem Seelenstehlen und den vier Lanes gefallen mir gut.
Eine zeitlich begrenzte Spielersuche sorgt für kürzere Wartezeiten und gibt Valve Zeitfenster für Patches. Doch selbst in dieser Auszeit kann ich mit anderen zusammen spielen, wenn auch nur gegen eine K.I.
Ich bin sehr gespannt, wie sich Valve mit seinem Third-Person-MOBA schlägt. Jetzt habe ich schon einige Stunden damit verbracht und werde definitiv noch mehr in Deadlock versinken. Das Spiel hat auf jeden Fall das Potenzial, dem etablierten Wettbewerb Konkurrenz zu machen und mit frischen Ideen zu überzeugen.