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Wie Battlefield 2042 die Videospiel-Industrie bloßstellt

Kommentar
Spielversion: Battlefield 2042 0.3.0

EA möchte langfristig ein zusammenhängendes Battlefield-Universum auf die Beine stellen. Aber warum will der Publisher diesen Schritt gehen und was bedeutet das für die Reihe? Und was sagt das über den Zustand der Videospiel-Industrie aus?

KONTEXT

EA setzt mehrere Studios auf Battlefield an

EA möchte das Battlefield-Franchise ausbauen. Um diesen Plan voranzubringen, will EA zukünftig mehrere Studios mit der Entwicklung von Battlefield-Spielen beauftragen. Neben DICE arbeiten zukünftig auch Ripple Effect Studios – ehemals DICE LA – und ein noch nicht näher bezeichnetes Studio in Seattle an der Shooter-Reihe. Diese Studios sollen weitere Battlefield-Spiele entwickeln und dabei ein zusammenhängendes Battlefield-Universum erschaffen.

Neubesetzungen bei DICE

Beim Battlefield-Entwicklerstudio werden Positionen mit neuem Personal besetzt: Der Respawn Entertainment (Titanfall, Apex Legends) Mitbegründer Vince Zampella übernimmt ab sofort die Leitung über das Battlefield-Franchise. Oskar Gabrielson gibt seinen Posten als Geschäftsführer von DICE an Rebecka Coutaz – zuletzt Studio Director bei Ubisoft Annecy – ab.

Neues Entwicklerstudio in Seattle gegründet

In Seattle entsteht ein neues Studio, dessen Aufgabe sein soll, mehr Storytelling-Elemente in die Battlefield-Reihe einzuführen. Das Studio wird von Marcus Lehto geleitet. Lehto arbeitete bis 2012 bei Bungie als Creative Art Director und war maßgeblich an der Entwicklung der Halo-Reihe beteiligt. Die ersten Ergebnisse der Arbeit von Lethos Studio sollen Spieler:innen erstmals in den späteren Seasons von Battlefield 2042 erleben können.

Ripple Effect Studios arbeitet an einem Battlefield-Projekt

Ripple Effect Studios hat bereits in der Vergangenheit an Battlefield gearbeitet. So entwickelte das Studio unter anderem den Portal-Modus in Battlefield 2042. Das Studio wird auch weiterhin den Portal-Modus mit neuen Inhalten versorgen. Abseits davon arbeitet Ripple Effect Studios auch an einem neuen „Battlefield-Erlebnis“. Ob es sich dabei um einen neuen Modus für Battlefield 2042 oder um ein neues Spiel handelt, ist noch nicht bekannt.

Battlefield-Universum setzt auf übergreifende Story und Charaktere

Das Battlefield-Universum soll langfristig mehrere Spiele umfassen. In einem Interview mit den Kollegen von Gamespot sagte Vince Zampella, dass kommende Battlefield-Titel durch übergreifende Story-Elemente und Charaktere miteinander verbunden werden sollen. Battlefield 2042 wird laut Zampella nicht ersetzt, sondern soll weiterentwickelt und ausgebaut werden. Dem Editor Battlefield Portal, der mit Battlefield 2042 eingeführt worden ist, schreibt Zampella eine tragende Rolle zu.

„Das ist in vielerlei Hinsicht eine ‚Und‘-Strategie“. Wir werden Battlefield 2042 weiterentwickeln und ausbauen und dabei neue Arten von Erlebnissen und Geschäftsmodellen erforschen, um unseren Spieler:innen ein großartiges Angebot an Erlebnissen bieten zu können. In diesem Universum ist die Welt durch gemeinsame Charaktere und Geschichten miteinander verbunden. Dieses Universum wird auch mit unserer Community aufgebaut, indem wir uns die Macht von Portal und benutzergenerierten Inhalten zunutze machen, mit denen wir die Kreativität in die Hände unserer Spieler:innen legen.“Vince Zampella in einem Interview mit Gamespot

Was ist Battlefield Portal?

Battlefield Portal ist einer der drei Hauptmodi von Battlefield 2042. Es handelt sich dabei um einen Editor, mit dem Spieler:innen neue Modi und Matches mit benutzerdefinierten Einstellungen erstellen können. Dabei stehen Spieler:innen Waffen, Skins, Maps, Fahrzeuge, Spezialisten und Klassen aus dem Hauptspiel sowie aus Battlefield 1942, Battlefield Bad Company 2, Battlefield 3 zur Verfügung.

Battlefield Portal wird besser aufgenommen als das Hauptspiel

Battlefield 2042 ist bei vielen Spieler:innen aufgrund technischer Probleme und einiger Design-Entscheidungen schlecht angekommen. Der Portal-Modus hingegen wird allgemein als der beste Teilaspekt von Battlefield 2042 angesehen. Warum der Shooter von Fans und Fachpresse so schlecht aufgenommen wird, erklären wir in unserem Kommentar zum Shitstorm gegen Battlefield 2042.

Was loben Spieler:innen an Battlefield Portal?

Portal ermöglicht es Spieler:innen nicht nur Teile älterer Battlefield-Spiele neu zu erleben, sondern auch unliebsame Design-Entscheidungen wie die Spezialisten zu umgehen. So können Spieler:innen Matches auf den neuen Maps erstellen, aber in den Gameplay-Einstellungen das Spezialisten-System beispielsweise durch das Klassen-System aus Bad Company 2 tauschen. Dank der Zusammenführung mehrerer Spiele sind zudem viele Möglichkeiten für kreative Modi und Matches gegeben.

Insgesamt herrscht in Teilen der Fan-Community die Ansicht, dass der Portal-Modus großes Potenzial beherbergt. Jedoch wird dieses Potenzial nach Meinung vieler Fans noch nicht ausgeschöpft, weil der Portal-Modus ebenfalls von technischen Problemen, instabiler Performance und Bugs geplagt ist.

EA verfolgt mit Battlefield Portal eine langfristige Strategie

EA sieht Battlefield als eine der wichtigsten Marken in ihrem Portfolio und möchte langfristig einen „Games-as-a-service“-Ansatz verfolgen. Wie Vince Zampella im Interview erwähnte, wird Battlefield Portal beim Ausbau der Marke eine wichtige Rolle spielen. Der Portal-Modus könnte als Plattform fungieren, die mehrere Battlefield-Spiele miteinander verbindet. Langfristig können mit dem Erscheinen weiterer Spiele auch neue Inhalte – wie zum Beispiel Maps und Waffen – ihren Weg in Battlefield Portal finden.

Einen solchen Ansatz verfolgt beispielsweise der Konkurrent Activision mit der Call of Duty-Reihe. Dort erscheinen regelmäßig neue Spiele, die aber alle durch den Warzone-Modus miteinander verbunden sind. Warzone fungiert als permanente Plattform, die mit dem Erscheinen neuer Call of Duty-Titel stetig um neue Inhalte erweitert wird und Spieler:innen auf diese Weise langfristig an sich bindet.

MEINUNG

Wer hat nach mehr Story in Battlefield gefragt?

Ich bin bereits seit Bad Company 2 ein großer Fan von Reihe. Obwohl alle Spiele seit Bad Company 2 einen Story-Modus hatten, ist Battlefield für mich von Grund auf ein Multiplayer-Erlebnis. Ich muss sogar zugeben: Ich habe keine einzige Kampagne in den Battlefield-Spielen komplett durchgespielt. Nicht einmal die von Battlefield 1 – obwohl mich das Setting im Ersten Weltkrieg begeistert. Dementsprechend lässt mich der Ansatz mehr Story-Elemente einzuführen und ein zusammenhängendes Universum zu erschaffen kalt. Es gibt keine Charaktere, an die man sich halten kann und es gibt keine etablierte Lore.

EA und DICE entwickeln an den Wünschen der Community vorbei

Dass ein Publisher und eine Spiel-Community verschiedene Ansichten dazu haben, was das Beste für ein Videospiel-Franchise sei, ist nichts Neues, gerade bei beliebten Reihen wie Battlefield – wir sind jetzt mittlerweile beim elften Teil angekommen. Den Wünschen seiner Community mit einer solchen Ignoranz wie EA entgegenzutreten, erlebt man in dieser Form aber dann doch eher selten.

Es ist allerdings nicht immer einfach, festzumachen, was die tatsächlichen Wünsche einer Community sind. Keine Fangemeinde der Welt besteht aus einem homogenen Block, in dem jedes Mitglied die gleiche Meinung vertritt. Ich denke, es ist aber trotzdem möglich, zumindest die Wünsche und Bedürfnisse des aktivsten und möglicherweise lautesten Teils einer Fangemeinde einzufangen. Fan-Foren, Subreddits, Video-Essays auf Youtube und auch Kommentar-Sektionen können in gewissem Maße einen Eindruck davon verschaffen, wie die Stimmung unter den aktiven Spieler:innen ist.

In Bezug auf Battlefield 2042 hatten diese Fans einiges zu kritisieren. Dass Battlefield 2042 in einem desaströsen Zustand erschienen ist, dürfte inzwischen jeder mitbekommen haben. Doch abseits technischer Mängel, gibt es in der Fangemeinde konkrete Kritik gegenüber inhaltlichen Aspekten, die sich nicht mit ein paar Updates beheben lassen.

Eine kurze Zusammenfassung der am häufigsten geäußerten Wünsche in der Battlefield-Community:

  • Rückkehr der Klassen
  • Kleinere Maps
  • Bessere & umfangreichere Zerstörung
  • Mehr Waffen
  • Abschwächung des Call-In-Systems
  • Keine ‚unpassenden‘ Skins

Das klingt vielleicht nach gar nicht so viel, aber das sind Forderungen, die an der grundlegenden Design-Philosophie des Shooters rütteln. An vorderster Front steht dabei der Wunsch nach Wiedereinführung von Klassen. Wünsche nach mehr Story und Helden-Charakteren hingegen habe ich im Zusammenhang mit Battlefield noch nie gehört. Und wenn man Multiplayer-Ausrichtung der Reihe in Betracht zieht, klingt es auch nicht gerade nach einem logischen nächsten Schritt.

Es geht am Ende immer ums Geld

Warum also denkt EA, dass ein ‚Battlefield Cinematic Universe‘ die Zukunft der Reihe ist? Weil es haufenweise Möglichkeiten zur Monetarisierung bietet. Besonders die Aussage, dass übergreifende ‚Charaktere‘ die neuen Spiele verbinden und somit ein Battlefield-Universum ermöglichen sollen, ist in der Hinsicht aufschlussreich. EA kann dadurch kosmetische Inhalte für diese Charaktere verkaufen. Kaum etwas verkauft sich besser als Skins für virtuelle Charaktere. Schließlich haben viele Spieler:innen das Bedürfnis, ihre Figuren zu individualisieren und sich so von „der Masse abzuheben“. Ich gehe sogar so weit und behaupte: Der Verkauf von Skins und kosmetischen Items sind der Hauptgrund, warum diese unsäglichen Spezialisten eingeführt wurden.

Natürlich hätte man Spieler:innen auch einfach die Möglichkeit geben können, Geschlecht, Hautfarbe und Körperform ihrer Soldat:innen selbst zu bestimmen. Man könnte ihnen dann immer noch kosmetische Items, etwa neue Uniformen für ihre Charaktere, andrehen. Aber: Das würde mehr Aufwand bedeuten. DICE müsste Skins so entwerfen, dass sie zu jedem möglichen Charaktermodell passen. Und vermutlich würde es dann auch nicht reichen, einfach nur ein paar Farben auszutauschen, ehe EA Skins im Store als „neuen Inhalt“ ablädt. Es ist deutlich einfacher Skins für vorgefertigte Charaktermodelle zu entwerfen und weniger Aufwand bedeutet weniger Kosten.

Profit steht weiterhin über Fan-Wünschen

An dieser Stelle denkt ihr vielleicht: „Aber dieser Ansatz kommt doch bei vielen Spieler:innen nicht gut an? Viele Fans hassen die Spezialisten! Battlefield-Fans wollen als einfache Soldat:innen spielen!“. Ich stimme zu. Wenn ich als Superheld spielen will, zocke ich DOOM oder Halo. In Battlefield habe ich es immer genossen, in der Rolle eines generischen Fußsoldaten als Teil von etwas Größerem zu agieren. Die Reihe hat sich für mich damit immer von Call of Duty und anderen Shootern abgehoben.

Viele Fans teilen diese Ansicht – aber: Call of Duty und Apex: Legends sind erfolgreicher.

EA geht diesen Weg, weil Activision, Ubisoft und Microsoft es genau so machen und Milliarden an Gewinnen erzielen. Mir persönlich erscheint es absurd, dass ein millionenschweres Franchise wie Battlefield irgendwelchen Trends unterworfen werden muss, damit es vom Publisher als profitabel angesehen wird. Doch das hat Tradition in der Videospiel-Branche. Man möchte nicht einfach nur genügend Profit einheimsen, sondern so viel Profit wie irgend möglich – koste es, was es wolle. Ich erinnere mich noch, als Capcom 2012 mit Resident Evil 6 unbedingt Call of Duty-Fans abholen wollte. Wenn man sich die Verkaufszahlen ansaht, hätte man eigentlich sehen können, dass die Reihe das nicht nötig hatte – und trotzdem hat man es versucht und sich die Finger verbrannt. Ende 2021 müssen jetzt auch massentaugliche Titel wie Battlefield irgendwelchen Trends folgen, weil sie ansonsten die Konzern-Erwartungen nicht erfüllen.

Die Konkurrenz machts (leider) vor

Ich bin fest überzeugt, dass Call of Duty: Modern Warfare (2019) die Inspiration für das Spezialisten-System in Battlefield 2042 war. Call of Duty ist ja inzwischen für seine Operatoren bekannt, im Prinzip die Call of Duty-Version der Spezialisten mit dem Unterschied, dass sie ohne individuelle Fähigkeiten kommen. Bei Call of Duty war das aber auch nicht immer so: Bis vor wenigen Jahren hat man auch in Call of Duty im Multiplayer als generische/r Soldat:in gespielt. Doch die Operatoren sind beliebt und der Verkauf von Skins läuft für Activision unglaublich gut. Leute zahlen wie verrückt Geld für Skins für beliebte Charaktere wie Soap oder Ghost. Ich bin mir sicher: EA will und wollte dieses Modell auch bei Battlefield 2042 fahren.

EA will eure Loyalität

Was hat das jetzt mit den Plänen eines zusammenhängenden Battlefield-Universums zu tun? Kundenbindung. EA will langfristig Spieler:innen an ihre Produkte binden. Das bietet sich besonders an, wenn man beliebte Charaktere hat, mit denen sich Spielende identifizieren können. Jemand der gerne Battlefield spielt und möglichst viele kosmetische Items für seinen bevorzugten Charakter haben will, ist vermutlich eher geneigt, auch das nächste Battlefield zu kaufen, wenn darin mit exklusiven Skins für den Charakter zu rechnen ist. Es ist halt ein bisschen wie bei Marvel und ihrem Cinematic Universe: Ob die Filme an sich gut sind, ist zweitrangig – man möchte den nächsten Film sehen, weil er mit dem ganzen Marvel-Universum zusammenhängt. Dann schaut man sich auch ein „Thor 9: Rückkehr der Schweigertochter von Thors Enkelsohn“ an, obwohl man Thor eigentlich absolut langweilig findet – aber Spiderman taucht eben im Film auf!

Nicht falsch verstehen, das Konzept eines geteilten Universums kann richtig cool sein. Ich persönlich würde zum Beispiel ein geteiltes ID-Software-Universe mit DOOM, Wolfenstein und Quake feiern. Aber für Battlefield sehe ich hier derzeit keinen Mehrwert.

Profitmaximierung ersetzt gutes Game-Design

Skins sind vergleichsweise wenig aufwändig, bringen potenziell aber viel Umsatz. Unternehmen interessieren sich in erster Linie für eine Sache: Profit. Das liegt nicht daran, weil schrecklich gierige Menschen in den Führungsetagen sitzen, sondern weil unser Wirtschaftssystem eben so funktioniert. Ein Unternehmen muss immer mehr Geld machen, sonst kann es seine Kosten nicht decken und wird langfristig von der Konkurrenz absorbiert. Gerade AAA-Titel wie Battlefield 2042 kosten heutzutage eine Unmenge Geld. Außerdem geben Call of Duty und der Warzone-Modus als verbindende Plattform ein erfolgreiches Beispiel innerhalb der Videospiel-Industrie ab. Aus rein unternehmerischer Sicht ist das also durcheaus eine kluge Strategie.

Aus Spielersicht stören mich diese penetranten Versuche, jeden noch so kleinen Aspekt zu monetarisieren, aber enorm. AAA-Spiele wurden zwar schon immer mit Profit im Hinterkopf entwickelt, doch wir sind an einem Punkt angekommen, wo Profitmaximierung die leitende Design-Philosophie zu sein scheint. Das ist kein Trend, der irgendwann vorübergehen wird oder der gar nur AAA-Entwickler betrifft. Diese Entwicklung hat schon gegen Ende der Xbox 360-Ära konkrete Züge angenommen und schreitet seit sieben bis acht Jahren immer aggressiver voran.

Steuern wir auf einen Gaming-Crash zu?

Ich glaube es ist an dieser Stelle wichtig zu erwähnen, dass das keine Entwicklung ist, die „aus den Fugen geraten“ ist. DICE und EA sind nicht von gierigen Aktionären infiltriert worden. Diese Entwicklungen, die wir in der Videospiel-Industrie sehen, sind die logische Konsequenz stetig fortgesetzter Profitmaximierung. Unternehmen wollen müssen eben Profit generieren. Um Profit zu generieren, muss ein Unternehmen wachsen und immer mehr Kunden gewinnen. Um mehr Kunden zu gewinnen, muss man Produkte entwickeln, die immer massentauglicher und spektakulärer werden. Ein Battlefield muss grandiose Schauwerte liefern, sonst wandern die Kunden zur Konkurrenz. Produktionen werden also immer aufwendiger, immer teurer und müssen dementsprechend immer mehr Umsätze einfahren.

Die Filmindustrie hat dieses Problem seit Jahren und steuert nach Meinung einiger Beobachter in den nächsten Jahrzehnten auf einen großen Crash zu. Ich glaube es ist nicht zu stark spekuliert, wenn ich davon ausgehe, dass auch die Videospiel-Industrie früher oder später einen neuerlichen Crash erleben wird. 1983 gab es bereits einen großen Videospiel-Crash.

Wie soll es mit Battlefield weitergehen?

Ob EAs „neuer“ Ansatz bei Battlefield fruchten wird, ist für mich nicht vorauszusehen. Trotz schwindender Spielerzahlen auf Steam und dem enormen Shitstorm, würde ich nicht behaupten, dass diese Strategie zum Scheitern verurteilt ist. Auch Call of Duty hat einige Shitstorms abbekommen – und ist heute erfolgreicher denn je. Unabhängig davon, wie es ausgeht: Ich glaube für mich und viele Battlefield-Veteranen ist die zukünftige Entwicklung in grundlegend negativ. Entweder bekommen wir weiterhin halbfertige Spiele, die uns mit Mikrotransaktionen und bunten Skins zuschütten oder die Reihe wird halt irgendwann eingestampft.

Was wird allgemein aus Gaming?

In einem größeren Kontext stellt sich für mich die Frage, wie es mit Gaming allgemein weitergeht. Aktuell sehe ich nicht, dass diese Entwicklungen rückgängig gemacht werden können. Vielleicht ermöglicht ein Crash wie 1983 einen Neustart – aber das würde ein ziemliches Wirtschaftsbeben, auch über die Gaming-Branche hinaus, auslösen. Die Videospiel-Industrie ist nämlich mittlerweile größer als die Musik- und Film-Industrie zusammen. Allein in Amerika beschäftigte die Gaming-Industrie 2018 bis zu 1,8 Millionen Menschen. Diese Zahl dürfte inzwischen deutlich größer sein.

Immerhin finden sich glücklicherweise viele Alternativen im Indie-Bereich, also dort, wo keine börsennotierten Unternehmen von Aktionären getrieben werden. Sogar Battlefield hat mit World War 3 einen Indie-Ersatz bekommen. Aber auch Indie-Entwickler sind dem Wettbewerb der freien Marktwirtschaft ausgesetzt und auch sie brauchen Kapital, um Spiele entwickeln und vermarkten zu können. Viel wird davon abhängen, ob sich Spieldesign künftig wieder mehr am Inhalt und an den Features orientiert und der reine Profitgedanke wieder an die zweite Stelle rückt.

Dennis Anjuschin

Dennis Anjuschin

Liebt es, in Herrenhäusern herumzuirren und von Monstern gejagt zu werden. Manchmal macht er das auch auf Raumschiffen, Burgen und in vernebelten Städten.
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