Ursprünglich sollte das erste große Crusader Kings 3 DLC Royal Court im vierten Quartal 2021 erscheinen. Mit einer Nachricht im Paradox-Forum verschiebt Entwickler Paradox die Veröffentlichung auf 2022.
DLC Royal Court braucht mehr Feintuning
Ursprünglich auf der PDXCON im Mai 2021 angekündigt, sollte das DLC Royal Court Crusader Kings 3 im vierten Quartal 2021 erscheinen. Für das erste große DLC seit Veröffentlichung von Crusader Kings 3 im September 2020 wurden mit der Überarbeitung des Kultursystems und der Hofhaltung zwei Inhaltsschwerpunkte genannt.
Nun meldeten sich die Entwickler im Paradox-Forum und verschoben die Veröffentlichung auf einen bislang unbekannten Zeitpunkt im Jahr 2022. Als Grund für die Verschiebung nannten die Entwickler, dass sie nicht vollständig mit dem Fortschritt von Royal Court zufrieden wären und die Beseitigung aufgetretener Bugs länger dauere. Ein genaues Veröffentlichungsdatum werde baldmöglichst bekannt gegeben.
Geplante Inhalte in Kürze
Hofhaltung und Prachtentfaltung
- Hofhaltung: Als Könige oder Kaiser erhalten eure Charaktere einen eigenen Thronsaal. Dort stellt ihr errungene Gegenstände wie Relikte, Waffen, Kronen und Schriften aus und entscheidende Augenblicke der Dynastie dar. Daneben ladet ihr eure Untertanen an den Hof ein, wo sie von eurem Herrscher-Charakter Gerechtigkeit, Hilfe oder einen Ratschlag erwarten.
- Höfische Prachtentfaltung: Nur wer beeindruckt, ist ein richtiger Herrscher. Deswegen gilt es, den Hof so prächtig wie möglich zu gestalten, um den neuen Wert Grandeur (Würde) zu generieren.
- Besondere Besucher: Je höher der Grandeur-Wert, desto interessantere Besucher erscheinen am Hof. Sie bringen als Künstler, Kreative, Handwerker und Denker ihre eigenen Projekte mit. Die bringen Abwechslung ins Hofleben und versorgen euch mit mehr möglichen Events sowie daraus resultierend interessanten Gegenständen.
- Neue Hof-Titel (frei für alle): Ein Archivar kümmert sich um die Ausstellung besonderer Gegenstände, ein Champion vertritt euren Herrscher bei Kämpfen. Ein Vorkoster sorgt dafür, dass Herrscher nicht vergiftet werden und ein Tutor lehrt neue Sprachen. Hofmitglieder bedenkt ihr künftig auch mit dem Titel eines Seneschalls, Hofnarren und des königlichen Schwänehüters.
- Artefakte (frei für alle): Artefakte wie Waffen, Schriften, Relikte und mehr können an Nachfolger vererbt, gestohlen werden oder sogar verloren gehen und fügen dem Spiel neue Events hinzu.
Kultursystem-Überarbeitung
- Neue Sprachen lernen: Charaktere erhalten eine neue Aktion, über die sie sich ans Lernen einer neuen Sprache wagen können. Sprachkenntnisse helfen, kulturelle Abzüge beim Umgang mit anderen Kulturen zu halbieren.
- Ausgestaltete Kulturen: Künftig besteht jede Kultur aus Traditionen, einer eigenen Ethik und einem eigenen Look für Kleidung und Architektur. Traditionen gewähren bestimmte Boni wie bessere Kampfwerte basierend auf dem Lebensraum der Kultur. Die Ethik beeinflusst durch kulturelle Grundeigenschaften wie „spirituell“ oder „stoisch“ den Alltag.
- Kulturelle Abweichung: Eine Gesellschaft kann künftig eine ganz neue Kultur annehmen, die besser zu euren Spielzielen passt.
- Hybrid-Kulturen: Durch Prestige-Einsatz könnt ihr zwei Kulturen miteinander verschmelzen und neue Traditionen, Ethiken und Säulen wählen.
Probleme bei Paradox
Nach dem sehr erfolgreichen Start von Crusader Kings 3 im 3. Quartal 2020 gab es bislang nur zwei kleinere Zusatz-Veröffentlichungen. Das Kulturpack „The Northern Lords“ aus dem März 2021 fokussierte sich ausschließlich auf Wikinger-Kulturen und fügte für diese kleine spielmechanische Möglichkeiten hinzu. Zwei Kleidungs-Packs erweiterten die Auswahl der Herrscheroptik. Als kostenloses Update wurde der Herrscher-Editor im November 2020 ins Spiel eingefügt. Das ist verglichen mit dem hohen DLC-Veröffentlichungstakt von Crusader Kings 2 mit mindestens einem DLC pro Jahr sehr wenig neuer Stoff für Fans.
Gleichzeitig hatte Paradox 2021 an mehreren Fronten Probleme: Das Entwicklerstudio für das von vielen Fans mit Spannung erwartete Rollenspiel Vampire – The Masquerade 2: Bloodlines wurde fast vollständig entlassen. Ein Erscheinungsdatum und generell die Aussicht auf Veröffentlichung bleiben weiter unklar. Auch beim im April 2021 veröffentlichten DLC Leviathan für Europa Universalis 4 und dem DLC Below and Beyond für Surviving Mars aus dem September 2021 hagelte es wegen Bugs und fehlender Balance Kritik von Spielenden und Fachpresse. Im September 2021 kamen zudem Diskriminierungsvorwürfe gegenüber Mitarbeiterinnen bei einer internen Mitarbeiterbefragung auf.
Kein Spielraum für Fehler
So sehr ich mich auch auf die neuen Mechaniken von Royal Court freue, kann ich die Entscheidung der Entwickler doch sehr gut nachvollziehen: Nach einigen ziemlich hart vergeigten Veröffentlichungen für die anderen wichtigen Marken in diesem Jahr kann sich Paradox keinen weiteren Misserfolg mehr leisten. Ein missglückter DLC mag von den Fans noch verziehen werden, mehrere in Reihe jedoch nicht. Da viele Spielende im Paradox-Kosmos nicht nur einen, sondern mehrere Titel der Schmiede zocken, bleibt eine Reihe vergurkter neuer Inhalte stärker im Gedächtnis. Einzig bei Stellaris scheint es derzeit rundzulaufen. Da ist ein Erfolg bei Crusader Kings 3 umso nötiger.
Momentan besteht durch die gesteigerte öffentliche Wahrnehmung wegen der Diskriminierungsvorwürfe schlicht kein Spielraum für Fehler mehr, also handeln die Entwickler vernünftig. Und ich bin davon überzeugt, dass etwas mehr Zeit für die Arbeit an einem so neuen, komplex wirkenden System wie dem Kulturupdate nichts Falsches sein kann. Je weniger Bugs der DLC bei der Veröffentlichung hat, je geschmeidiger das ganze System läuft, desto eher bewahrt Paradox auch den durch die bombastische Veröffentlichung von Crusader Kings 3 aufgebauten Ruf. Mal ganz abgesehen davon, dass das Experimentieren mit den neuen Möglichkeiten mehr Spaß machen wird, wenn mich nicht an jeder Ecke ein nerviger Bug anspringt!