Wir konnten Crimson Desert auf der diesjährigen Gamescom anspielen. Welchen Eindruck das Spiel vermittelt hat und worum es in der Demo ging, erfahrt ihr in unserem Hands-on.
In Köln ließ Pearl Abyss auf der Gamescom 2025 erstmals selbst Hand an das ambitionierte Fantasy-RPG Crimson Desert legen. Wir haben 45 Minuten in der offenen Welt verbracht, Schwerter geschwungen, Feuerpfeile abgefeuert und versucht, inmitten von Explosionen und Kombo-Angriffen den Überblick zu behalten – mit gemischten Gefühlen.
Ohne Einleitung direkt ins Getümmel
Die Demo begann ohne Umschweife: Nach einem kurzen Tutorial zu Steuerung und Kampftechniken landeten wir direkt auf einem chaotischen Schlachtfeld. Zwischen Rauch, Granaten und klirrenden Waffen begleiteten wir den Söldner Kliff Greymane, der sich in der Region Calphade gegen eine Rebellion behauptet. Wer Kliff genau ist, welche Ziele ihn antreiben und wie sich die Geschichte entfaltet, blieb in der Demo allerdings weitgehend im Dunkeln. Statt einer klaren Einbettung in die Story oder einem sanften Einstieg dominierte der Eindruck, mitten in der Kampagne zu starten – inklusive vieler Spielsysteme, die ohne Einführung auf uns einprasselten. Die Aufgaben vor Ort blieben oberflächlich und reichten vom Abfeuern von Kanonen über das Zerstören von Wachtürmen bis hin zur Unterstützung verletzter Kameraden.
- Schon gewusst? Crimson Desert war ursprünglich als MMORPG und Prequel zu Black Desert Online geplant. Im Laufe der Entwicklung änderte Pearl Abyss jedoch den Kurs und machte daraus ein Single-Player-Action-Adventure mit optionalen Multiplayer-Elementen.
Kampf mit den Elementen – und der Steuerung
Was Crimson Desert in dieser frühen Fassung gut gelingt, ist das Gefühl im Nahkampf. Schwerthiebe wirkten wuchtig, parierte Angriffe und gezielte Ausweichrollen brachten das nötige Maß an Taktik ins Geschehen. Besonders spannend wurde es, als wir Elemente wie Feuer oder Eis in unsere Angriffe einbanden: Ein mit Eis verstärktes Schwert fror Gegner ein, die wir dann mit einem Folgeangriff zerschmettern konnten. Magisch aufgeladene Pfeile lösten Explosionen aus, und spezielle Fähigkeiten wie der „Artillery Whistling Arrow“ markierten feindliche Strukturen für Fernangriffe unserer Verbündeten.

Das klingt nicht nur auf dem Papier nach viel Tiefe – und genau das war auch die Kehrseite. Die Steuerung wirkte stark überladen und wich in vielen Punkten von gängigen Standards ab. Springen lag auf der Viereck-Taste, eine Zielerfassung erfolgte nicht automatisch oder per Druck auf den Joystick, sondern erforderte zweifaches Antippen der Schultertaste.
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In Kämpfen mit mehreren Gegnern verloren wir immer wieder die Übersicht, weil die Zielerfassung manchmal nicht sauber zum gewünschten Gegner sprang. Besonders umständlich wurde es beim Transport einer Flagge, der gleich mehrere Eingaben mit beiden Analogsticks und Zusatztasten verlangte. Im Eifer des Gefechts geriet so vieles durcheinander, was die Lust an taktischen Finessen schnell dämpfte.
Bosskampf mit Umgebungseinsatz
Nach etwa 30 Minuten endete unser Durchlauf mit einem größeren Bosskampf gegen einen schwer gepanzerten Gegner. Normale Angriffe prallten an ihm ab, und erst durch das gezielte Aufnehmen und Werfen von Steinsäulen – ein spezielles Feature mit Elementkraft – ließ sich sein Schutz durchbrechen.
Das erforderte nicht nur gutes Timing, sondern auch ein gewisses Maß an Übersicht, das die unruhige Kamera leider nicht zuverlässig garantieren konnte. In der engen Arena blieben wir wiederholt an Hindernissen hängen, die Sicht fiel auf den Boden oder verschwand in der Wand. Das erschwerte die Orientierung zusätzlich.
Beeindruckende Welt, aber nicht ohne Störungen
Technisch hinterließ Crimson Desert einen durchwachsenen Eindruck. Einerseits beeindruckte die BlackSpace Engine mit stimmungsvoller Beleuchtung, physikalisch simulierten Schatten und detailreichen Umgebungen. Besonders die wechselnden Wetterbedingungen und der Tag-Nacht-Zyklus ließen die Welt lebendig wirken. Auch die Naturkulissen mit Gebirgsketten und Felsformationen fügten sich atmosphärisch in das Kriegschaos ein.
Andererseits trübten Pop-ins, fehlendes Kantenglättung und gelegentlich zitternde Objekte das Gesamtbild. In hektischen Szenen überlagerten sich zudem Lichteffekte, was die Lesbarkeit des Kampfgeschehens erschwerte. Eine Option zur Reduktion dieser Effekte wäre wünschenswert, zumal die Performance trotz vieler NPCs stabil blieb.
Für wen lohnt sich der Blick?
Crimson Desert richtet sich klar an Fans komplexer Action-Rollenspiele, die sich nicht von einer steilen Lernkurve abschrecken lassen. Wer Freude daran hat, ein vielschichtiges Kampfsystem zu meistern und auch mit ungewohnten Steuerungswegen zurechtkommt, findet in der Demo bereits interessante Ansätze. Auch die grafische Umsetzung der Welt Pywel dürfte für viele ein Pluspunkt sein.
Wir empfehlen allerdings allen, die ein zugängliches Erlebnis mit klarer Storyführung und intuitiver Bedienung suchen, vorerst abzuwarten. Die Demo zeigte zwar das Potenzial des Spiels, ließ aber viele Fragen offen – etwa zur Erzählstruktur, zur Rolle von Nebenquests oder zur langfristigen Motivation.
Ersteinschätzung zu Crimson Desert
Crimson Desert will viel und zeigte im ersten Anspielmoment, dass es in Sachen Inszenierung und Kampfdynamik einiges zu bieten hat. Gleichzeitig erschwerte eine sperrige Steuerung den Zugang, und die fehlende narrative Einbettung dämpfte den Gesamteindruck. Wer sich auf das Konzept einlässt und bis zum finalen Release im ersten Quartal 2026 Geduld mitbringt, könnte hier ein ambitioniertes Abenteuer erleben – sofern Pearl Abyss die offenen Baustellen noch angeht.