Hell is Us ist ein düsteres Abenteuer ohne Karte, mit fordernden Kämpfen und ungewöhnlicher Erzählweise. Für wen lohnt sich der Kauf?
In Hell is Us erkundet ihr eine vom Bürgerkrieg zerrissene, isolierte Nation, in der sich übernatürliche Wesen aus dem Nichts manifestieren. Das Spiel verzichtet komplett auf eine Karte oder klassische Questmarker und sorgt auch deshalb schon im Vorfeld für viele Fragen. Wir klären auf, wer sich Hell is Us kaufen und wer lieber eine andere Open World bereisen sollte.
Welt ohne Karte – funktioniert das?
Tatsächlich gibt es in Hell is Us keine Echtzeitkarte. Auch eine Minimap, Wegpunkte oder Schnellreise fehlen vollständig. Die Orientierung erfolgt ausschließlich über visuelle Signale wie Rauch am Horizont, auffällige Architektur, Dialoge mit Figuren oder Umgebungsgeräusche. Ihr könnt allerdings einen Kompass zuschalten, der euch zumindest die Himmelsrichtung anzeigt.
Die Spielwelt ist keine zusammenhängende Open World. Ihr reist zwischen offenen Gebieten hin und her oder kämpft euch durch fordernde und umfangreiche Dungeons, die mit vielen Umgebungsrätseln gespickt sind. Hinweise aus Gesprächen oder Erlebnissen speichert das Spiel automatisch in einer Mindmap, die sich automatisch erweitert und jederzeit nachgelesen werden kann.
Wer sich auf die Welt einlässt und eigene Denkmuster entwickelt, wird belohnt. Wer hingegen darauf hofft, per Interface geführt zu werden, dürfte schnell frustriert sein.
Kampfsystem: Fordernd, aber nicht zu schwer
Die Kämpfe in Hell is Us sind taktisch geprägt – ihr müsst Ausdauer für Angriffe, Ausweichrollen und Blocks einteilen. Gesundheit und Ausdauer sind über zwei verbundene Leisten gekoppelt, was bedeutet: Wer Treffer kassiert, verliert nicht nur Leben, sondern auch Ausdauer. Das erzeugt Spannung, kann aber auch frustrieren, wenn ihr mehrfach in Folge getroffen werdet und danach kaum noch agieren könnt.
Es gibt keine Fernkampfwaffen, nur spezielle Nahkampfwaffen, um die übernatürlichen Wesen zu bekämpfen. Die Gegnertypen unterscheiden sich visuell kaum, haben aber alle eigene Angriffsmuster. Die Gegner sind aggressiv und bestraften Fehler, die Kämpfe werden aber nie unfair und bieten genug Zeit zum Reagieren.
Ebenfalls intinteressant
Alternativen zum Kampf – etwa Schleichen oder Flucht – gibt es nur sehr begrenzt. In einigen Fällen könnt ihr Kämpfen aus dem Weg gehen, indem ihr Umwege nutzt oder die Konfrontation schlicht meidet. In den wenigen Bosskämpfen führt aber kein Weg am Duell vorbei.
Technik & Steuerung: Controller empfohlen
Mit dem Controller spielt sich Hell is Us flüssiger als mit Maus und Tastatur. Letztere neigt zu ungenauen Bewegungen, etwa beim Ausweichen. Technisch läuft Hell is Us weitgehend stabil, die Ladezeiten sind moderat, und auch auf Mittelklasse-Systemen bleibt die Framerate stabil. Nur in komplexen Szenen mit vielen Effekten kann es zu kleineren Rucklern kommen.
Speichern: Kein Quick-Save – dafür faire Punkte
Ihr könnt während des Spiels nicht nach Belieben manuell speichern. In Hell is Us gibt es fest platzierte Savepoints in Form von kleinen Kassetten, die ihr aktivieren müsst. Stirbt Rémi, kehrt ihr an den zuletzt aktivierten Speicherpunkt zurück, behaltet aber jeglichen Fortschritt. Die Abstände zwischen den Speicherpunkten sind moderat, sodass nicht viel Spielzeit verloren geht.
Atmosphäre und Story: Düstere Welt, glaubwürdig erzählt
Die Welt von Hell is Us wirkt stimmig, düster, aber nicht eintönig. Ruinen, Wälder, verlassene Städte und gespenstische Strukturen wechseln sich ab. Die Soundkulisse ist zurückhaltend, aber wirkungsvoll – besonders die Audiohinweise helfen bei der Orientierung. Die Gespräche mit NPCs sind klar strukturiert und liefern wertvolle Hinweise. Dialoge sind englisch vertont, mit deutschen Untertiteln.
Die Story von Hell is Us entfaltet sich langsam, über Begegnungen, Fundstücke und Umgebung. Wer länger pausiert, kann über die Mindmap wichtige Hinweise nachlesen, allerdings sind diese eher knapp gehalten. Die zentrale Geschichte bleibt so aber auch nach längerer Unterbrechung verständlich, sofern man aufmerksam spielt.
Hell is Us kaufen oder nicht: Für wen eignet sich das Abenteuer?
Hell is Us richtet sich klar an Menschen, die sich gerne verlieren – im positiven wie im negativen Sinne. Wer auf offene Welten steht, die sich nicht erklären, sondern erschlossen werden wollen, findet hier ein spannendes Erlebnis. Wer hingegen klare Wegführung, schnelle Kämpfe oder Komfortfunktionen erwartet, wird sich schwertun.
Hell is Us ist kein klassisches Souls-like, aber auch kein bequemes Action-Adventure. Es ist ein forderndes Spiel, das Geduld, Aufmerksamkeit und Eigeninitiative verlangt. Wer sich darauf einlässt, bekommt ein ungewöhnliches, atmosphärisch dichtes Erlebnis mit Ecken und Kanten. Wer hingegen nur eine halbe Stunde am Abend spielen will, dürfte schnell an Grenzen stoßen.