Battlefield 2042 wird von der Fangemeinde mit schlechten Bewertungen abgestraft. Warum sind die Fans so frustriert vom Shooter? Ein Battlefield-Veteran fasst zusammen.
Was ist Battlefield 2042?
Battlefield 2042 ist ein Militär-Ego-Shooter mit Multiplayer-Fokus. Es ist der zwölfte Hauptteil im mittlerweile 19 Jahre alten Shooter-Franchise. Wie der Titel schon andeutet, spielt der Shooter in der nahen Zukunft des Jahres 2042. Der Klimawandel hat voll eingeschlagen und die Weltordnung durch Fluten, Mega-Stürme und andere Umweltkatastrophen ins Wanken gebracht. Die Weltwirtschaft liegt brach und der Alltag ist von politischen Unruhen geprägt.
In diesem Chaos konnten sich nur Russland und die USA als verbleibende Supermächte durchsetzen. Jetzt bekriegen sich die beiden Militär-Mächte durch den Einsatz von privaten Söldner-Armeen in Stellvertreterkriegen auf der ganzen Welt.
Spieler:innen übernehmen im Spiel die Rolle eines solchen Söldners – auch No-Pats genannt.
Welche Inhalte bietet Battlefield 2042?
Der Shooter setzt sich aus drei Hauptmodi zusammen. Einmal dem klassischen All-out-War-Modus, bei dem sich 128 Spieler auf riesigen Karten bekriegen. Zweites Standbein ist der neue Hazard Zone-Modus – ein PvPvE-Modus bei dem Squads aus vier Spieler:innen abgestürzte Satelliten suchen und Festplatten mit wertvollen Informationen extrahieren.
Beim dritten Modus handelt es sich um den Editor Battlefield Portal. Der erlaubt es, Custom Matches auf allen Karten aus dem Hauptspiel sowie auf Maps aus älteren Spielen wie Bad Company 2 zu erstellen oder sogar eigene Modi zu bauen. Außerdem habt ihr Zugriff auf Waffen, Fahrzeuge und sogar den Klassen und Spezialisten aus verschiedenen Battlefield-Spielen.
Wie kommt Battlefield 2042 bei der Fachpresse an?
Die Rezensionen aus der Fachpresse zeichnen ein durchwachsenes Bild. Auf Metacritic steht die PC-Version von Battlefield 2042 (Stand 20.11.2021) bei einem durchschnittlichen Metascore von 73. Für die Konsolen-Versionen liegen sie sogar nur im 60er Bereich. An dieser Stelle merken wir an, dass manche Webseiten ihre Testberichte noch nicht fertig haben, weshalb sich der Metascore in den kommenden Tagen also noch ändern könnte.
Die meisten Reviews in der Fachpresse attestieren, dass Battlefield 2042 grundsätzlich ein solider Shooter ist, der jedoch sehr unter fehlenden Features sowie technischen Problemen leide. Gelobt werden Gameplay, chaotische Multiplayer-Schlachten mit 128 Spielern sowie die Zugänglichkeit für Neulinge. Es gibt aber auch Kritik zu grundlegenden Design-Entscheidungen – etwa den Spezialisten, die das Klassensystem früherer Teile ersetzen sollen.
Aus dem Englischen übersetzt:
„Spezialisten sind im Grunde nur eine extra Fähigkeit, die man als Ergänzung zu seinem Spielstil einsetzen kann – das ist eine spaßige Neuerung, aber es ist auch eine große Abweichung, welche die Bedeutung einzelner Klassen schmälert. Jeder ist ein Alleskönner, was den Bedarf an koordiniertem Squad Building und Teamwork enttäuschenderweise verringert.“
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Einige Fachkollegen kommen zu dem Entschluss, dass Battlefield 2042 hätte später erscheinen sollen. Trotz der Startschwierigkeiten würde der Shooter laut einiger Rezensionen ein gutes Fundament abgeben, auf dem DICE in den nächsten Monaten mit Inhalts-Updates und Patches aufbauen kann.
Aus dem Englischen übersetzt:
Battlefield 2042 hätte eine gewaltige, triumphale Rückkehr der Serie sein sollen, doch so sehr es auch das Bedürfnis nach kleinen und großen Kämpfen zu erfüllen versucht, bringt es auch einige unnötige Veränderungen der Kernformel mit sich und verfehlt mit einigen seiner ehrgeizigen neuen Features das Ziel. Mit genügend Support könnte der darunter liegende hervorragende Ego-Shooter in ein paar Monaten voll zum Vorschein kommen, aber um ihn zum Launch richtig genießen zu können, muss man erst einige Hürden überwinden.
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Wie kommt Battlefield 2042 bei den Fans an?
In der Fangemeinde kommt Battlefield 2042 deutlich schlechter weg. Die PC-Version liegt (Stand 20.11.2021) mit 2.409 negativen Reviews bei einem Userscore von 2,3 Punkten. Die Playstation 5-Version schlägt sich mit 3,2 etwas besser, während die Xbox Series X-Version bei 2,5 Punkten liegt. Auf Steam sieht die Lage nicht viel besser aus: Mit insgesamt 16,861 negativen Rezensionen fällt das Spiel bei vielen Fans durch.
Auch im Battlefield Subreddit hagelt es Kritik. Viele Threads beschäftigen sich mit Bugs, technischen Problemen und fehlenden Features. Aber nicht nur technische Aspekte werden kritisiert: Viele Spielende sind mit grundlegenden Design-Entscheidungen überhaupt nicht einverstanden. Des Weiteren gibt es auch weitläufig Enttäuschung über die eher geringen Zerstörungsmöglichkeiten sowie geringe Waffenauswahl.
Warum sind die Fans unzufrieden mit Battlefield 2042?
Die Kritik ist weitreichend, doch drei Aspekte sorgen bei den Fans für besonders viel Frustration: Bugs und Glitches, unfaires Balancing sowie das neue Spezialisten-System.
Bugs, Bugs, Bugs
Bugs sind beim Launch von Multiplayer-Spielen keine Seltenheit – jedoch handelt es sich bei den Bugs in diesem Fall nicht nur um ein paar harmlose Glitches und Grafikfehler. Einige Bugs sind so schwerwiegend, dass sie ganze Matches ruinieren. Es gibt unter anderem Probleme bei der Registrierung von Treffern. So kann es passieren, dass ein Gegner trotz Kopftreffer keinerlei Schaden bekommt. Gerade in Hazard Zone führt das unter Umständen zum Verlust eines Matches und der gesammelten Beute.
Der folgende Clip demonstriert das Problem.
Des Weiteren gibt es Bugs bei Exekutionen. Clips zeigen, wie Spielende eine Stealth-Exekution an einem Gegner ausführen, nur um zu sehen, wie dieser nach vollendeter Animation fröhlich und quicklebendig zurückschießt.
Ein Bug, der für Erheiterung und Frustration sorgt, sind übermächtige Hovercrafts, mit denen Spieler:innen sogar an Wolkenkratzern hochfahren. Mit geschickter Steuerung des Hovercrafts können damit sogar Helikopter vom Himmel geholt werden, wie der folgende Clip zeigt.
Balancing? Welches Balancing?
Beim Balancing wird vor allem die Dominanz der Fahrzeuge kritisiert. Panzer und Jeeps mit Geschütztürmen werden zum einen als zu stark empfunden und zum anderen soll es davon viel zu viele geben. Das liegt unter anderem an der neuen Call-In-Funktion, bei der Spielende Fahrzeuge per Luftabwurf bestellen. Gerade im Rush-Modus sorgt das für Frust, wenn Infanterie gegen zehn Hovercrafts antreten muss.
Im Hazard Zone-Modus greift hingegen die Prämisse: Wer hat, der kriegt noch mehr. Je erfolgreicher euer Raubzug in einem Hazard Zone-Match ist, desto mehr Schwarzmarkt-Credits könnt ihr anschließend für bessere Startwaffen und besondere Extras ausgeben.
Damit haben aber besonders „reiche“ Squads unfaire Vorteile gegenüber Neulingen oder weniger guten Spieler:innen. Einige Fans sind überzeugt, dass das den Einstieg für Neulinge und weniger kompetitiv veranlagte Spielende erschwert.
Ungeliebte Spezialisten
Ein heiß diskutiertes Thema sind die neuen Spezialisten. In früheren Battlefield-Spielen konnte man aus verschiedenen Klassen wie Soldat oder Mechaniker auswählen. Statt Klassen setzt DICE bei 2042 auf Spezialisten – also quasi Helden-Charaktere mit individuellen Fähigkeiten und Gadgets.
Damit entfernt sich BF2042 nach Meinung der Community viel zu weit vom Kern des Battlefield-Erlebnisses. Zwar gewähren Spezialisten mehr Freiheiten beim Loadout, doch gleichzeitig würden sie Teamspiel untergraben oder sogar obsolet machen.
Insgesamt herrscht bei den Fans der Eindruck, dass EA und DICE ein unfertiges Spiel veröffentlicht haben. Zwar hätten sich einige Aspekte seit Beta verbessert, doch dafür sind neue Probleme hinzugekommen. Die PC-Performance ist etwa in der Release-Version weniger stabil als noch in der Beta. Viele PC-Veteranen berichten trotz High End PCs über signifikante FPS-Einbrüche und regelmäßige Abstürze.
Ist die negative Stimmung gerechtfertigt?
Über Review-Bombing kann man sich immer streiten. Es gab in der Vergangenheit mehrfach Fälle, in denen ein Spiel aufgrund von politischen Inhalten mit negativen Bewertungen versehen wurde – man erinnere sich nur an die Reaktionen auf LGBTQ+-Charaktere in The Last of Us 2. Aber es gibt einen feinen Unterschied zwischen boshaftem Review-Bombing und berechtigter Frustration über den desolaten Zustand eines Produkts. Battlefield 2042 hat die negativen Reaktionen meiner Meinung nach verdient. Warum?
EA verlangt 60 € für ein völlig verbuggtes Spiel mit zahlreichen Balancing- und Performance-Problemen. Auf dem PC ist der Titel aufgrund ständiger Abstürze und geringer FPS für manche Spieler:innen sogar nahezu unspielbar. Über Design-Entscheidungen wie die Spezialisten kann man diskutieren – das ist letzten Endes auch eine Frage des persönlichen Geschmacks. Dass man dem Kunden aber versucht ein unfertiges Spiel anzudrehen und dafür auch noch Vollpreis verlangt, ist meiner Meinung nach inakzeptabel. Ich selbst habe bisher noch nicht viel Zeit in das neue Battlefield investieren können, doch bisher decken sich die Kritiken mit meinen eigenen Erfahrungen: Es ist das verbuggteste Battlefield, das ich je gespielt habe.
Abseits der Bugs und technischen Probleme ernüchtert der Shooter auch als Sequel. Neben der Abkehr von den Klassen habe ich zahlreiche Rückentwicklungen bei anderen Elementen des Spiels festgestellt. So fehlt etwa das Deckungssystem – eigentlich Standard seit Battlefield 4. Der Zerstörungsgrad an Gebäuden ist im Vergleich zu Battlefield 4 ebenfalls heruntergeschraubt worden und die Levolution-Events – zum Beispiel der Start einer Rakete – beeinflussen den Verlauf eines Matches kaum. Es fühlt sich einfach nicht wirklich nach dem „ultimativen Battlefield-Erlebnis“ an.
Kann DICE das Ruder herumreißen?
Battlefield 2042 ist nicht das erste AAA-Game, das in so einem Zustand erscheint, erinnern wir uns etwa an Cyberpunk 2077. Ironischerweise ist es nicht einmal das erste Battlefield, dass mit einem problematischen Startzu kämpfen hat – das war auch schon bei Battlefield 4, 1 und V so. Doch mit jedem neuen Titel scheinen die Startprobleme zunehmend schlimmer zu werden. Battlefield 4 hatte wirklich mit einigen Bugs und instabilen Servern zu kämpfen – war aber trotzdem spielbar und zumindest verbarg sich unter all den Problemen ein exzellenter Shooter.
Battlefield 2042 gleicht zu diesem Zeitpunkt einer riesigen Baustelle. Das Fundament ist da, doch es braucht noch eine Menge Arbeit. Die PC-Version benötigt dringend einen Patch, damit es zumindest ruckel- und absturzfrei gespielt werden kann. Besonders schwerwiegende Bugs wie die fehlerhafte Treffer-Registrierung müssen ebenfalls schnell beseitigt werden. Dann sind da aber immer noch die Balancing-Probleme. Ob DICE bereit ist, an den Spezialisten oder dem Call-In-System zu schrauben, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Wenn DICE Battlefield 2042 als Service-Titel langfristig beackern will, muss das Studio alle Kapazitäten darauf ansetzen, den Shooter schleunigst in einen akzeptablen Zustand zu bringen.
Ob es gelingt, steht meiner Meinung nach gar nicht in Frage – DICE ist ein erfahrenes Entwicklerstudio. Fraglich ist eher, ob es ihnen gelingt, bevor Spieler:innen zur Konkurrenz ziehen. Unabhängig davon, wie sich die Lage noch entwickeln mag, hoffe ich jedoch, dass die Wiedergutmachung dieses Debakels nicht auf Kosten der Gesundheit der Angestellten und Mitarbeiter – Stichwort: Crunch – ausgetragen wird. Die Verantwortung liegt dabei ganz klar bei der Studioführung und beim Publisher, denn Battlefield 2042 hätte auch gut und gerne ein halbes Jahr später erschienen können. Hoffentlich kriegt das Spiel noch die Kurve.