Virtual Reality im Fokus

„Eine perfekte VR-Brille gibt es nicht“: Pimax über Kompromisse bei modernen Headsets

Der Blick auf die Linsen einer VR-Brille von Pimax.

Pimax-Kommunikationschef Jaap Grolleman spricht über Sehkomfort, Bildklarheit und modulare Optiklösungen bei VR-Brillen.

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VR-Brillen werden oft an ihrer Auflösung oder ihrem Sichtfeld gemessen – doch entscheidend für Bildqualität und Sehkomfort ist vor allem die richtige Linsentechnologie. Pimax setzt bei seinen Headsets auf unterschiedliche optische Systeme, je nach Einsatzzweck: von lichtstarken asphärischen Glaslinsen für maximale Klarheit bis zu kompakten Pancake-Linsen für mobile Anwendungen. Kommunikationschef Jaap Grolleman erklärt, warum es das perfekte VR-Headset nicht gibt und warum Stereoüberlappung wichtiger ist, als viele denken.

Pancake, asphärisch oder doch Fresnel?

Pimax verfolgt laut Grolleman bei der Entwicklung neuer VR-Headsets einen klaren Grundsatz: „Die Wahl der Linse folgt dem Einsatzzweck – nicht umgekehrt“. Die Crystal-Serie etwa sei für maximale Bildschärfe und ein großes Sichtfeld konzipiert, während die neue Dream-Air-Reihe auf geringes Gewicht und Mobilität ausgelegt ist. Entsprechend kommen in der Crystal Super große QLED-Displays mit asphärischen Glaslinsen zum Einsatz, während die kompaktere Dream Air auf lichtschwächere Pancake-Linsen und Micro-OLED setzt.

Pimax-Kommunikationschef Jaap Grolleman sitzt auf einem Stuhl vor grauem Hintergrund.
Für Jaap Grolleman, Kommunikations-Chef bei Pimax, gibt es die perfekte VR-Brille bisher nicht. © Pimax

Asphärische Linsen bieten laut Grolleman eine besonders klare Darstellung und lassen fast das gesamte Licht der Panels durch – ein Vorteil gegenüber Pancake-Systemen, die durch ihre Bauweise rund 85 Prozent des Lichts verlieren. Der Nachteil: Asphärische Linsen benötigen mehr Platz zwischen Bildschirm und Auge und machen das Headset schwerer.

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Für kompakte Geräte sei das ungeeignet. Pancake-Linsen hingegen erlauben eine flachere Bauform und eignen sich besser für mobile Anwendungen wie Social VR oder Filmkonsum – dafür müssen Nutzer Abstriche bei Helligkeit und Farbtreue machen. Fresnel-Linsen, wie sie in vielen günstigen Headsets verbaut sind, bezeichnet Grolleman als leicht und kostengünstig, aber qualitativ schlecht.

Zwischen Klarheit und Sichtfeld: Das Dilemma der Optik

Der Sehkomfort hänge jedoch nicht allein von der Linsentechnologie ab, betont Grolleman. Ein weiterer entscheidender Faktor sei die sogenannte Stereo- oder Binokularüberlappung – also der Bereich, den beide Augen gleichzeitig sehen. „Ein hoher Überlappungswert hilft bei realistischer Tiefenwahrnehmung und verbessert den Sehkomfort, besonders bei längeren Sitzungen“, so Grolleman. Pimax strebt nach eigenen Angaben mindestens 85 bis 90 Grad horizontale Überlappung an – deutlich mehr als etwa bei Meta Quest 3, die laut Grolleman nur rund 80 Grad bietet.

Eine schwarze VR-Brille mit violett leuchtendem V auf der Front.
Mit der Crystal Super Ultrawide bietet Pimax ein Sichtfeld von 140 Grad. © Pimax

Bei der Crystal Super setzt Pimax deshalb auf flexible Optikmodule: Die Variante mit 50 PPD (Pixel pro Grad) bietet eine Überlappung von rund 105 Grad bei einem horizontalen Sichtfeld von 127 Grad. Die Ultrawide-Version verschiebt die gleichen Linsen in eine andere Position und kommt auf 140 Grad horizontales Sichtfeld, allerdings bei reduziertem Stereo-Overlap von etwa 90 Grad.

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Diese Designentscheidung sei bewusst getroffen worden: „Ein hoher Stereo-Overlap ist wichtig für visuelle Klarheit und Tiefe, aber es gibt einen Punkt, ab dem eine weitere Steigerung wenig bringt“, so Grolleman. Die Grenze sieht er bei etwa 85 Grad. Die Wahl zwischen mehr Nähe zur Realität oder mehr peripherem Blickfeld sei immer ein Kompromiss und abhängig vom Anwendungszweck. Für Simulationen sei die Crystal Super mit asphärischer Optik ideal, während die Dream Air für soziale Anwendungen und Filmwiedergabe optimiert sei.

Modulare Linsen statt wechselbarer Optiken

Die Kritik an früheren Modellen mit weitwinkligem Sichtfeld und geringer Überlappung nimmt Grolleman ernst: Bei der 8KX oder der ursprünglichen Crystal sei das Stereoerlebnis spürbar schlechter gewesen. Das habe man geändert, unter anderem durch die Einbindung von Testern mit unterschiedlichen Gesichtsformen und Nutzungsszenarien bereits in der Prototypenphase. Die aktuelle Crystal-Serie sei in dieser Hinsicht deutlich besser aufgestellt.

Die modulare Bauweise der Crystal Super erlaubt laut Grolleman zudem eine neue Form der Individualisierung: Statt wechselbarer Linsen wie beim ursprünglichen Crystal werden nun dieselben Linsen in unterschiedlichen Positionen eingesetzt, um zwischen höherer Klarheit oder größerem Sichtfeld zu wählen, ohne dabei Verzerrungen in Kauf zu nehmen.

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Ausblick: Kompromisse bleiben – vorerst

Langfristig sieht Grolleman sowohl breitere Sichtfelder als auch besseren Stereo-Overlap als Zielrichtung für PC-VR-Headsets. Die Kompromisse zwischen Gewicht, Größe, Bildqualität und Immersion würden sich mit fortschreitender Technologie verringern. Bis dahin bleibe jede VR-Brille ein Balanceakt – je nachdem, was man damit erreichen wolle.

„Es gibt kein perfektes Headset“, sagt Grolleman. Jedes Gerät sei die Summe von Entscheidungen zwischen Preis, Gewicht, Sichtfeld, Stereoüberlappung, Schärfe und Funktionen wie Eye-Tracking. Pimax wolle sich dabei auf seine Stärke konzentrieren: hochwertige PC-VR-Headsets mit konfigurierbarer Optik für unterschiedliche Einsatzzwecke. Der Massenmarkt für schlanke XR-Brillen werde wachsen, aber Pimax sehe seine Aufgabe darin, Enthusiasten die Wahl zwischen kompromisslosen Bildlösungen zu lassen.

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Josef Erl

Josef ist freier Online-Journalist und leitet die S4G-Redaktion. Er spielt alles, was ihn mit einer spannenden Story und innovativen Spielmechaniken fesselt. Als ehemaliger Redaktionsleiter von MIXED.de kennt er sich auch bestens in den Bereichen Virtual Reality, Augmented Reality & Mixed Reality aus.